Mythos am Montag – „Macht ihr auch schon New Work?“
Ja, es wäre doch schön – Arbeitsrezeptbuch S. 112 – damit Du in der neuen Arbeitswelt überleben und dich weiterentwickeln kannst, brauchst du New Work: 12g positives Denken, 18 fröhliche Mitarbeiter, 1 Prise Führungsstärke ….. Äh – Nein.
Flutschbegriff – New Work
Wenn der Begriff New Work auch längst nicht mehr für Kickertische und Obstkörbe im Büro steht, so ist es doch ein „Flutschbegriff“ (danke dafür Mark Poppenborg) geworden. Ich mag diesen Begriff trotzdem. Mein New Work Begriff hat viele verschiedene Facetten – für mich steht er für Aufbruch, Veränderung, Wertschätzung, Prinzipien und Systemtheorie.
Wenn nicht New Work – was dann?
Also, wenn man New Work nicht machen kann, was denn dann? Nun, für mich wäre immer der erste Schritt das Problem zu verstehen, warum – wie auch immer geartete Maßnahmen eingeführt werden sollen. Denn Veränderung um der Veränderung willen bringt nur Beschäftigung und selten eine sinnvolle Veränderung.
Ich gehe mal noch einen Schritt weiter – Veränderung „Change“ kann man nicht einführen oder „managen“, eine Organisation verändert sich ohnehin immer. Eine Organisation ist ein soziales System und damit lebendig, ein komplexes System.
Klar gab es mal Organisationen, die aus Regeln bestanden. Das Unternehmen war wie eine Maschine – die Abläufe wiederholten sich und die Störungen / Einflüsse von außen durch den Markt oder Wettbewerb waren gering. Sollte etwas verändert werden, wurden die Regeln angepasst und der Betrieb lief weiter.
Heute sind Überraschungen die Regel. Einflüsse von außen, schnelle Veränderungen der Märkte und der Ansprüche der Kunden. Mit Regeln lässt sich das nicht mehr abbilden, es braucht Ideen und häufig genug auch schnelle Improvisationen. Mit der zunehmenden Komplexität ist das Management von Veränderungen nicht mehr möglich.
Organisation als lebendiges soziales System
Die Organisation ist ein lebendiges System und führt ein Eigenleben. In ihr agieren viele verschiedene Elemente und diese Wechselwirkungen sind nicht vorhersagbar und sorgen für Überraschungen. Unternehmen agieren am Markt und ihr Ziel ist das Überleben. Es kommt Input von der Umwelt (Markt) und wird intern verarbeitet. Wie dieser Output aussieht ist nicht vorher bestimmbar. Die Organisation ist also autonom und beobachtet sich selbst.
Diese sich selbst erzeugenden Vorgänge sind nach der Luhmannschen Systemtheorie in einem Unternehmen Kommunikationsereignisse. Niklas Luhmann sagt, eine Organisation besteht nur aus Kommunikation nicht aus Menschen. Dazu schreibe ich ein anderes Mal mehr.
Zurück zu New Work und dem Problem
Für mich startet also alles beim Problem. Danach wird dann entschieden, wie man es bearbeitet. Ob das dann New Work ist, ist dann nur noch eine Bezeichnung, Wichtig ist, dass die Maßnahmen nicht von der Organisation „verschluckt“ werden, sondern wirkliche Wechsel in die Struktur bringen, um Erfolg zu haben.
Was tun? Anerkennen, dass Organisationen / Unternehmen lebendig sind. Das Problem identifizieren und die Kommunikationsmuster dahinter erkennen. Dabei lässt sich dann der Sinn im Unsinn erkennen. Das ist dann aber schon wieder ein anderer Blogartikel.
Fazit
Der Begriff „New Work“ wird oft inflationär verwendet. Wie können wir diesen Begriff so weiterentwickeln, dass er nicht mehr als Modewort, sondern als wirkungsvoller Impulsgeber für nachhaltige Veränderungen dient? Welche konkreten Schritte kannst du in deinem Arbeitsumfeld setzen, um mehr Selbstorganisation und Eigenverantwortung zu fördern?
Übrigens auch Fragen, die wir uns in der Supervision oder im Sparring stellen.